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um, ihren Ausgang nahmen, an seinen Part Wie ich beim Durchblättern der Mails fest-
bei der wichtigen Öffentlichkeitsarbeit, bei stelle, war vom Afrikaprojekt als solchem
der Gestaltung von „Salibonani“, bei der selten die Rede, Hans freut sich dort über die
„Pflege“ wichtiger Spender und nicht zuletzt „Brücke“ zwischen Saarland und St. Luke’s,
dem Zusammenspiel mit dem Verwalter Gor- Das Buch ist für 25 Euro berichtet von der Ankunft der Container und
don Hlatywayo in Simbabwe. Bisweilen hat im Buchhandel zu erwerben und anderer Hilfen aus der Heimat, sie gäben ihm
er mir angedeutet, welcher Berg an Pflichten vorrätig in der Buchhandlung Auftrieb bei seiner Arbeit. Fragen der Orga-
im Beruf und beim Afrikaprojekt vor ihm Bock & Seip in Saarbrücken. nisation waren eben Sache der Absprache mit
steht. Oliver und Anne. Bei Heimatbesuchen hat
Der Verlag „Edition Schaumberg“ Hans mir immer wieder gesagt, wie froh er
Daneben seine Stellvertreterin, Anne Scha- sendet das Buch auch portofrei zu: ist, dass er sich um die Führung des Förder-
les. Wenn ich meinen Freund Hans bei Hei- 06853-502380 oder vereins wenig Gedanken machen muss und
matbesuchen in ihrem Haus abgeholt habe, info@edition-schaumberg.de dass er auch in Simbabwe vieles dem bewähr-
habe ich Anne meist am Computer sitzen ten Verwalter Gordon Hlatywayo überlassen
gesehen, mit der Verwaltungsarbeit beschäf- kann. Bedrückt hat ihn, welche Last seine
tigt, von der die Spender nur durch die Spen- Kinder für das Afrikaprojekt auf sich genom-
denquittung erfahren. Oder Stephan Lang, men haben.
der Kassenwart, der bei der Mitgliederver-
sammlung Zahlenkolonnen präsentiert, proji- mich bewusst zurückgehalten, nicht nur, weil Wie wir Hans kennen, hätte er es nicht ver-
ziert und kommentiert, die mich staunen und ich damals beruflich stark gefordert war und mocht, einen Förderverein auf die Beine zu
denken lassen: „Wie gut, dass wenigstens er mir nebenher den „finanziellen Winterspeck“ stellen. Er ist halt kein Organisator und kein
den Überblick behält!“ Für die ehrenamtlich für die Zeit des Ruhestands verdiente; ich Stratege, sondern ein Mann der (guten) Tat,
geleistete Arbeit von ihnen und den weiteren habe mich berufener gefühlt, dem Freund im selbstlos und ohne Falsch, man möchte, wenn
Helfern ist kein Lob zu hoch gegriffen. Ein fernen Buschkrankenhaus auf meine Weise es nicht so pathetisch klänge, von einem
verstorbener Schulfreund von Hans und mir zu helfen, ihn durch regelmäßigen Gedan- Menschen reinen Herzens reden. In seiner
hätte seine Anerkennung in einem Wort aus- kenaustausch, durch Postsendungen mit besonderen Art ist er der passende „Front-
gedrückt: „Chapeau!“ Lesestoff und Musikaufnahmen die Verbun- Mann“, wie Oliver ihn bezeichnet hat, sein
denheit mit der alten Heimat spüren zu las- Wirken ist und bleibt das Herzstück des Afri-
Meine Gedanken bleiben aber, alt wie ich sen, die Einsamkeit und das entsagungsvolle kaprojekts, das aber ohne die Stütze in der
geworden bin, nicht bei dem Gründungsda- Leben etwas erträglicher zu machen. Wer Heimat nie gelungen wäre. Die Leistungen
tum stehen, sondern gehen viel weiter zurück von uns hätte ein Leben wie das seine fünf- des Afrikaprojekts sind wahrlich staunens-
in die Vergangenheit. In dem Buch, das ich zehn Jahre lang durchgehalten, in einem wert, ob man sie nach den Stunden ehrenamt-
über die Lebensgeschichte von Hans Schales fremden Land mit einem oft schwer zu ertra- licher Arbeit oder an den Beträgen der Spen-
geschrieben habe – viele Leser von „Salibo- genden Klima, mit eintöniger, wenig verlo- den messen will. Kaum messbar ist indessen,
nani“ werden es kennen –, bin ich den Wur- ckender Ernährung, ohne Tageszeitung, was diese Leistungen in Simbabwe bewirkt
zeln nachgegangen, aus denen das Afrikapro- Fernsehen, Kino oder Geschäfte? Vor allem haben, wie vielen Menschen die Gesundheit
15 JAHRE AFRIKAPROJEKT AUS DER SICHT EINES jekt letztlich gesprossen ist. Die wichtigste ist ohne Menschen, mit denen man sich in der erhalten oder neu geschenkt worden ist, wie
viele körperliche und seelische Wunden ver-
Muttersprache austauschen kann – zwar kei-
natürlich Hans selbst, dieser liebenswerte
und bescheidene Arzt, den es zur Hilfe in ne feindliche Umgebung, aber eben eine sorgt worden sind, wie viele hungrige Mägen
Afrika getrieben hat, daneben aber auch seine fremde, mit Menschen, die zwar von Herzen gefüllt, wie vielen Kindern durch eine Schul-
liebe, früh verstorbene Frau, Ute Schales, die dankbar sind, aber doch Distanz zu dem Wei- bildung bessere Zukunftsaussichten eröffnet
ihn in jungen Ehejahren mitsamt ihren ßen Mann und Doktor halten. worden sind. Diese Ernte wird, so wagen wir
damals noch kleinen Kindern Oliver und zu hoffen, an einem anderen Ort erfasst.
Anne nach Nigeria begleitet hat, und die, fast Eine Unterhaltung in der Muttersprache hat
eine Ironie der Geschichte, durch ihren Tod Hans nur bei Wochenend-Ausflügen nach Noch ein Gedanke zum Schluss: Was hätte
dem zurückgebliebenen Hans die Tür zu Bulawayo führen können, wo er bei den deut- aus den Afrika-Projekten werden können,
einem neuerlichen Einsatz in Afrika geöffnet schen Mitgliedern des Ordens Marianhill wenn Zimbabwe eine bessere Regierung
hat, diesmal in Simbabwe. immer gern gesehen war, bei Besuchen aus gehabt hätte? Wieviel Enttäuschung und
Deutschland oder bei Telefongesprächen mit Frust haben Hans und alle Helfer herunter-
Die beiden Kinder, Oliver und Anne, in den Oliver und Anne. Mein Medium war die schlucken müssen! Man sollte die Hoffnung
Jahrzehnten zwischen Nigeria und Simbab- elektronische Post, mit der aberhunderte aber nie aufgeben. Alt wie wir geworden
we herangereift, heute Familienvater und Nachrichten hin und her gingen, oft nur mit sind, lieber Hans, dürfen wir doch endlich
Familienmutter, sind weitere, ebenso wichti- schlichtem Bericht über das Wetter hier und einen Papst erleben, dessen Denken nicht um
ge Wurzeln des Afrikaprojekts. Sie haben es dort, über das gerade Erlebte und die allge- Dogmen, sondern um die Menschen kreist,
dem Vater nicht nachgetragen, dass sie meine Lage. Ich habe versucht Hans das zu da werden wir vielleicht und hoffentlich auch
wegen dessen selbstlosem Einsatz als Arzt in ersetzen, was bei einem älter werdenden Ehe- noch erleben, dass der Machthaber in Sim-
Dudweiler oft haben zurückstecken müssen, paar tröstlicher Alltag ist, bei den kleinen und babwe abtritt und das Land, dessen Men-
und haben ihm durch ihren Einsatz hierzulan- größeren Nöten vom anderen zu hören, dass schen du gedient hast und dienst, eine Wende
de zum Erfolg der neuerlichen Mission ver- es ihm nicht anders geht. Hans hat fast das zum Guten erlebt. Und selbst wenn es nicht
holfen. gleiche Alter wie ich und wir erleben beide, so sein sollte, die Saat des Wirkens von dir
dass die Kräfte nachlassen und nur eine Zet- und vom Afrikaprojekt wird aufgehen.
Als ich vor inzwischen fünfzehn Jahren von telwirtschaft uns davor bewahrt, Wichtiges
der Gründung des Vereins erfuhr, habe ich zu vergessen. Dr. Dietmar Moench
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