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006.jpg 1.024×575 Pixel                                             23.08.16 09:36


            eit nunmehr 15 Jahren lebt und arbeitet
         SDr. Hans Schales, ehemaliger Ärztlicher
          Direktor und Chefarzt der Gynäkologie und
          Geburtshilfe am Dudweiler Krankenhaus St.
          Josef in Simbabwe, dem früheren Süd-Rho-
          desien. Das Krankenhaus St. Luke’s verfügt
          über 250 Betten und hat ein Einzugsgebiet
          von ca. 150.000 Einwohnern. Dr. Schales
          folgte  der  Gründerin  des  Krankenhauses,
          Frau Dr. Hanna Davis-Ziegler nach, die
          ebenfalls aus dem Saarland stammte und vor
          kurzem in Bulawayo 97-jährig starb. Mein   Father Marko und
          Kontakt zu Dr. Schales kam durch seinen   Prof. Berges in Lupane
          Sohn Oliver zustande, der seit vielen Jahren
          Lehrer am Johanneum in Homburg/Saar ist
          und dort die Ganztagsbetreuung mit großem
          Erfolg leitet.

          Nach  einem  10,5-stündigen  Flug  nach   Mit seinen jetzt 79 Jahren ist Dr. Schales die   ßeren begleiten ihre kleineren Geschwister.
          Johannesburg und einem 1,5-stündigen   graue, besser weiße Eminenz im Hinter-  Die Gegend, das Matabeleland Nord, wird
          Weiterflug nach Bulawayo, der zweitgröß-  grund. Im OP assistiert er, insofern die afri-  von der Zentralregierung in Harare mit dem
          ten Stadt Simbabwes, nahm mich Dr. Scha-  kanischen Ärzte ihn darum bitten und macht   scheinbar ewigen Präsidenten Robert Muga-
          les am  dortigen Flughafen  in Empfang.   täglich seine Runden auf den Stationen. Er   be (seit 1980), in vielen Belangen links lie-
          Nachdem  wir  bei  den  gastfreundlichen   liebt die Menschen und die Menschen lieben   gen gelassen, gerade was die medizinische
          Marianhiller Patres übernachtet hatten, ging   ihn. An fast jeder Tankstelle, jedem Kiosk,   und schulische Versorgung betrifft. Die
          es am nächsten Tag die ca. 160 Kilometer   jedem sonstigen Ort in der Umgebung wird   einstige Kornkammer des südlichen Afrikas
          nordwärts zum Krankenhaus St. Luke’s. Die   er als der Doktor von St. Luke’s erkannt und   ist zum Armenhaus verkommen und über
                                                                                vier Millionen Einwohner haben das Land
                                                                                verlassen bzw. leben derzeit im Ausland.
                                                                                Insgesamt hat das Land ca. 14 Millionen
          MENSCHEN	WIE		                                                        Einwohner und belegt auf dem Entwick-
                                                                                lungsindex der Vereinten Nationen (2013)
                                                                                von 187 Ländern den 156. Platz!
          IHNEN	GEHÖRT	DAS	                                                     Ohne die Unterstützung durch das Afri-


                                                                                kaprojekt würde das Krankenhaus die Ver-
          HIMMELREICH                                                           sorgung extrem runterfahren, womöglich
                                                                                sogar ganz schließen müssen. Andere Kran-
                                                                                kenhäuser, die früher durch deutsche Missi-
                                                                                onsärztinnen geleitet wurden, hat dieses
                                                                                Schicksal bereits ereilt – zum größten Nach-
                                              https://mail.uni-bonn.de/Session/4371062-yer4GItA0XqB8VdaKe5v-aofjcqp/MIME/INBOX/33989-02-B/006.jpg  Seite 1 von 1
                                                                                teil der einheimischen Bevölkerung. Im
          verschiedenen Gebäude für die Schwange-  geschätzt. Neben der Hilfe für die Schwan-  Gespräch mit dem Erzbischof von Bula-
          ren, Kinder, Krankenschwestern,  Männer-  geren und deren Babys kümmert er sich mit   wayo, Alex Thomas Kaliyanil SVD, einem
          abteilung sind über ein großes Areal ver-  Hilfe des Fördervereins Afrikaprojekt seit   indischen Steylerpater, der 1989, einem Jahr
          streut, auf dem sich auch eine Missionskirche,   einigen Jahren verstärkt um die vielen Schu-
          die von OMI Patres betreut wird, und eine   len in der weitläufigen Umgebung. Bohrlö-  nach seiner Priesterweihe nach Simbabwe
          lokale Schwesterngemeinschaft befindet. Im   cher müssen finanziert werden, damit die   kam, unterstrich dieser die große Bedeutung
          Krankenhaus  werden  pro  Jahr  ungefähr   Schulen Wasser aus der Erde befördern kön-  des Krankenhauses und der umliegenden
          2500 (!) Babys geboren, sodass ständig ca.   nen, ohne das kein Schulbetrieb gewähr-   Schulen für seine Diözese, gerade mit Blick
          150 Schwangere auf dem Gelände wohnen,   leistet werden kann. Dazu kommen Schul-  auf die stark ansteigende Zahl evangelikaler
          die sich meist schon zwei Monate vor der   zimmer, Stühle, Bänke, Schreibutensilien   Sekten. Die sonntäglichen Messfeiern haben
          Geburt dort einfinden. So sind sie vor der   etc. Alle Lehrer unterrichten mit Krawatte –   mich zutiefst berührt, das Singen und Tan-
          schweren Feldarbeit zu Hause geschützt und   mitten im afrikanischen Busch – eine Hin-  zen, das Lachen und Trommeln. Menschen
          werden immer durch ein weibliches Famili-  terlassenschaft der britischen Kolonial-  wie ihnen  gehört das Himmelreich!  Hätte
          enmitglied, begleitet. Auf offenem Feuer   macht. Es verleiht den Lehrkräften Amt und   ich nicht schon mein Herz an Peru verloren,
          kochen sie zusammen, jede mit ihrem eige-  Würde; die Lehrerinnen sind ebenfalls adrett   Simbabwe und seine wunderbaren Men-
          nen Kochtopf, mit viel Gesprächsstoff, afri-  gekleidet, auch wenn sie zwischen den   schen wären eine echte Alternative!
          kanischer Gelassenheit und menschlicher   Schulstunden  auf  offenem  Feuer  etwas
          Ausstrahlung. Die vielen HIV/AIDS-infi-  kochen. Die Kinder tragen alle Schulunifor-  Ulrich Berges, Prof. für Altes Testament
          zierten Mütter werden vor der Entbindung   men und sind glücklich, auf eine Schule   an der Universität Bonn
          medizinisch behandelt und mit entsprechen-  gehen zu können. Fast alle legen stunden-
          der  Therapie  können  die  Neugeborenen   lange Fußwege zu den Schulen zurück und
          HIV-frei zur Welt kommen.          am Nachmittag wieder heimwärts, die Grö-

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